Mittwoch, 21. März 2007

Über Platanen, Pheromone & Laurie Anderson´s Omi

Sonntags, am St.-Eduard-Tag, entschloß ich mich zum Erstellen eines neuen Blogs am folgenden Tag, jenem des hl. Josefs übrigens, kam aber ebensowenig dazu wie am darauf folgenden Tag, dem St.-Wolframs-Tag. Heute ist hl. Alex & es ist soweit, liebe Freunde aus dem südlichen Grenzlande, die ihr mich schon der Trägheit geziehen habt! Zu St. Eduard inspirierte mich (wie eigentlich jeden Morgen um 6) der Anblick der riesigen weißen Platane in der Hundezone des Olympiaparks. Sie verliert im Herbst als letzter Baum ihre Blätter & treibt im Frühling erst aus, wenn das frische Grün ringsum schon anfängt wie fauliger Kochsalat auszusehen. Die Leute glauben deshalb, der gute Baum sei abgestorben. Außer Snoopy & mir kein weiterer Warmblüter im Olympiapark, der so heißt, weil in einem der angrenzenden Wohnblöcke (-blögge?) das Olympiakino untergebracht war, das vor Jahrzehnten einer BILLA Platz machen musste. Es war ruhig & windstill, sodass man den Harnstrahl meines Terriers plätschern hören konnte (Eau terriere). Der Kondensstreifen eines Jets schien geradewegs aus dem kahlen Geäst meiner Platane herauszuwachsen & zog sich schließlich lautlos (so hoch flog der Flieger; oder es war einfach Superman, der einen Furz ließ) über den stahlblauen Himmel in Richtung Breitensee. Commodore war ergriffen, sackte Snoopys Häufchen, von dem sich dieser hinter dem Platanenstamm gelöst hatte, in ein geschmeidiges Plastikgebinde & warf es aus gut 4 1/2 m Entfernung zielsicher in einen Mistkübel. Das ergab ein signifikantes Geräusch, das nebst Snoopys Gepinkle das einzige Geräusch dieses Sonntagmorgens war... Als der Commodore diese Impression zu St.Wolfram in seinem Bunker endlich Blog werden lassen wollte, rief ihn sein Bloggwart an... Der Anruf erfolgte unmittelbar nach einem Arbeitsunfall im Breitenseer Bunker. Kollege D., der nur eine Spur besser deutsch spricht als der Commodore türkisch, hatte sich beim Reparieren einer Doppelleiter, der eine Sprosse gefehlt hatte, mit der Bogensäge brutal in die linke Daumenwurzel gesägt - ein 3 bis 4cm langer, aufklaffender Schnitt, aus welchem -oh Wunder- kein Blut sprudelte (dem hl. Wolfram sei Dank!). Während ich D.´s Wunde fachgerecht versorgte, erzählte mir dieser von ähnlichen Malheurs, die ihm passiert seien & zeigte mir die dazugehörigen Narben. "Immer tief reinschneiden mit Flex oder Trennscheibe , aber nie nix Blut. Erst später. Dann viel Blut. Aber dick", sagte D. fröhlich, belud unseren LKW & fuhr auf unsere Baustelle beim Eier-Huber in Ottakring. Von diesem Vorfall beeindruckt, setzte ich auch meinen Bloggwart darüber in Kenntnis, der entsprechend seiner analytischen Art natürlich gleich pseudowissenschaftlich erklärte, warum D. nicht gleich geblutet hatte. Wenn jemand ein langsamer Denker sei, führte er aus, dann fließe auch das Blut langsamer. Schnelldenker würden demnach auch schnell bluten. Das liege daran, dass die Denkpheromone beschleunigt seien, "falls du überhaupt weißt, was das ist - Pheromone", ätzte er ins Telefon & lieferte mir promptest die Definition. "Ein Pheromon is a klans Dings, wo ma gonz narrisch wird, wamma a Weibal riacht", sagte er. Nach kurzer Debatte einigten wir uns darauf, dass Pheromone quasi der Zündstoff für sexuelle Übergriffe seien. Bevor mein Bloggwart auflegte, weil ihn ein Fahrgast beanspruchte, informierte er mich noch über den ursprünglichen Grund seines Anrufs: wir hatten nämlich den Jahrestag unseres Kennenlernens zu feiern verabsäumt. Das war damals im Englisch-Fortgeschrittenen-Kurs des ABC-Instituts in der Mariannengasse gewesen, als ich in den Pausen immer draußen am Gehsteig Zigarette rauchend auf & ab gegangen war, von ihm durchs Fenster beobachtet & ihn an die Großmutter von Laurie Anderson erinnernd, der sie in einer Ballade ein Denkmal gesetzt hatte. Soweit der St.Alex-Blog. Bin schon neugierig auf Bloggies Kommentar.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Oh welch eine Freude, mein Commodore schreibt wieder - lange hat's gedauert. Die Freude ist allerdings bereits etwas verdünnt hat mich mein Dorli, so nennt er sich selber - wahrscheinlich zu sehr mit dem Verarzten von D. beschäftigt, um seinen vollen Titel auszusprechen - doch inzwischen mehrmals einen verbalen Rempler verpasst; na, hast schon g'lesn. Ja und ich, voll Pflichtbewußtsein ein schlechtes Gewissen bekommen, weil noch immer nicht gelesen. Und dann lese ich, daß meine ausgsprochen intelligenten und fundierten Ausführungen als pseudowissenschaftlich abgetan werden - Entteuschung pur.

Dabei ist alles klar und eindeutig bewiesen, habe ich mir das doch im Moment des Telefonierens von meiner unfehlbaren Intuition eingeben lassen; naja eigenlich wurde es mir ungefragt eingegeben, was die Sache noch bedeutender und sicherer macht. Meist erhält man ja auf Fragen seeeehr undeutliche Antworten, manche werden auch nach mehrmaligem Nachfragen nicht deutlich beantwortet - so eine Art intellektuelles Nuscheln; dabei denke ich natürlich an deine delphischen Antworten auf meine Fragen zu einem undeutlichen Kommentar eines Kommentares, gell Dorli, weißt was ich mein.

Ah, zur Stärkung gerade einige Portionen meiner unglaublich unglaublichen Wok-Spaghetti verdrückt, bei dem langen Blog ist mich total der Hunger überkommen - zerscht schreibst monatelang nix und dann so füh auf amoi.

Aber jetzt weiter im Kommentar.
Dieser Blog ist wahrlich eine Mailenstein in deiner Geschichte: du hast dich geoutet. Nein, nein lieber Leser des Kommentars, nicht als Schwuler, das kann ja schon jeder. Nein, als Fäkalphilosoph ersten Ranges. Privat wußte ich das schon lange, philisophieren wir doch immer gemeinsam. Doch jetzt ist es raus, kein verstecken mehr, kein schämen mehr, wenn nach dem 'Geschäft' das Ergebnis interessiert betrachtet wird - wahrscheinlich hat ihn seine Mutter immer gelobt und ihn angehalten, das Ergebnis zu begutachten: 'Schau Ö. so schön hast des gmacht, braaaav.'; super wie meine Mama auch.

Man möge auch lieber Mitleser, beachten wie er es versteht, das Philosophische mit dem Profanen und Literarischen zu verknüpfen - in der Teppichindustrie wäre er wahrscheinlich ein gemachter Mann. Lasset ihm also die Huldigungnen zukommen auf die er schon so lange wartet und die durch die Öffnung seines tiefsten Inneren erst jetzt möglich sind.

Abschließend möchte ich noch auf den verpaßten 'Jahrestag -der- toten-Großmutter-Laurie-Andersons' eingehen.

Mein lieber Commodore ist wirklich ein ausgesprochen superer Darsteller dieser Figur. Kein Zweiter würde das so schaffen, die Physiognomie ist einfach perfekt - ein leicht nach hinten geneigtes Gehen, so als wurde ihm der Wind mit Stärke 10 entgegenkommen; die Eleganz mit der er den bereits etwas verschlissenen Mantel trägt und zuletzt die unglaubliche Leichtigkeit mit der er seine Zigarette schwingt, den Rauch ausbläst und Blicke durchs Fenster wirft; hach einfach grandios-, auch wenn Lauries Großmutter wahrscheinlich keinen Bart hatte und statt Zigaretten Zuckerwatte geschwungen hat. Aber egal über so Kleinigkeiten kann ruhig hinweggesehen werden.

Für alle jene die die Ballade nicht kennen:
Last night i dreamed i died and that my life had been rearranged into some kind of theme park.
and all my friends were walking up and down the boardwalk.
and my dead grandmother was selling cotton candy out of a little shack.
and there was this big ferris wheel about a half mile out in the ocean, half in and half out of the water.
and all my old boyfriends were on it.
With their new girlfriends. and the boys were waving and shouting and the girls were saying eeek.
then they disappeared under the surface of the water and when they came up again they were laughing and gasping for breath.
in this dream i'm on a tightrope and i'm tipping back and forth trying to keep my balance. and below me are all my relatives and if i fall i'll crush them. this long thin line.
this song line.
this shout.
the only thing that binds me to the turning world below and to all the people and noise and sounds and shouts. this tightrope made of sound this long thin line made of my own blood.
remember me is all i ask and if remembered be a task forget me.
remember me is all i ask and if remembered be a task this long thin line.
this long thin line.
this long thin line.
this tightrope.
remember me is all i ask and if remembered be a task forget me.
this long thin line.
this long thin ine.
this long thin line.
this tightrope made of sound.

Mein lieber, hochgeschätzter Commodore, alles geht einmal zu Ende, das Schöne meist schneller, darum

adieu für heute