Montag, 23. Mai 2011

Martin Radinger ist 60

Martin Radinger, Filmemacher, Autor, Guitarrero, Journalist, Landwirt & Pferdeflüsterer, ist 60 geworden! Ich wusste zwar, dass er im Mai Geburtstag hat, aber nicht den Tag. So emsig ich auch recherchierte, wann er zur Welt kam ließ sich nicht & nicht eruieren. Gestern hat er mich dann angerufen, mich beim Fernsehen gestört („Grey´s Anatomie“) & mir mitgeteilt, dass ein Geburtstag kein Geburtstag sei, wenn der Commodore ihm nicht gratulieren würde. Also hat er mich daran erinnert & ich habe ihm aufs Warmherzigste gratuliert. Indem ich jetzt sein Geburtsdatum kenne, erachte ich es als meine kulturelle Pflicht, auch das www davon in Kenntnis zu setzen. Das war ja geradezu fahrlässig schwachbrüstig, dass der komplette Google das nämlich nicht gewusst hat.
Ich habe Martin Radinger über den Schriftsteller Ernst Wünsch kennen gelernt, der mit Radinger seit mehr als 30 Jahren befreundet ist. Wünsch verdankt die vernetzte Welt übrigens dieses schreckliche Kürzel www. 99,9 % sind zwar der irrigen Meinung, es würde world wide web bedeuten, es bedeutet jedoch nichts anderes als wahnsinniger wappler wünsch. Radinger & Wünsch haben zusammen die beiden mittlerweile legendär gewordenen Filme „Beck lebt“ & „Mitgehangen Eingegangen“ produziert. Radinger hatte damals in Wien gewohnt, & zwar in einer WG in der Josefstädter Lederergasse, hatte irgendwas studiert, dauernd für Drehbücher recherchiert & war in einem Döblinger Art-Kino Filmvorführer gewesen. Wünsch, der damals schon in Oberdöbling zu Hause war, hatte dort am Buffet Popcorn und Sportgummi verkauft & die Kinokarten abgerissen . Die beiden hatten viel Zeit miteinander verbracht, unentwegt neue Filmprojekte entworfen & diese Filme quasi gleich inszeniert & gedreht, auch wenn sie keine Kamera dabei gehabt hatten, Filme im Kopf, vom historischen Monumentalschinken bis hin zum feinen, kleinen Kammerspiel. Das Leben – ein Film, das war damals ihr Motto. In meiner Funktion als Wünschs Schatten begleitete ich die beiden ein paar Mal auf ihren cineastischen Trips. Einmal sogar nach Venedig, zweifellos ein Meilenstein meiner Karriere alscommodore of the bunker. Es ging um Motiv- & Schauplatzsuche für einen Film mit dem Titel „Kamera stiehlt Seele“, wenn ich mich richtig erinnere, & nebenbei auch noch um das Aufwärmen einer kleinen Affäre, die Radinger irgendwann einmal mit der Venezianerin Lucia del N. in seiner Josefstädter WG gehabt hatte. Wenigstens war dadurch unsere Unterkunft in einem schrecklich verwirrend nummerierten Wohnhausblock zwischen Campo Manin & der Riva del Carbon gratis. Da die Gefahr bestand, Radinger würde die ganze Zeit über um die charmant-rassige Lucia herumscharwenzeln & balzen wie ein Auerhahn auf Trip, delegierte Wünsch mich mit der heiklen Aufgabe, Radinger die Dame von Anfang an abspenstig zu machen, & zwar so, dass er möglichst nicht mitbekam, das ich sein Konkurrent war & nicht irgendein daher gelaufener Canal-Grande-Gigolo. Wünsch wollte damit erreichen, dass er mit Radinger, ungestört von erotischen Einflüssen, Schauplätze ihres Filmprojekts checken konnte. Ich tat ihm den Gefallen gerne & hatte so meinen Spaß dabei. Von Wünsch haben ich dann später erfahren, dass Radinger die ganze Zeit über auf Torcello, Mazzorbo & Burano, wo die beiden recherchiert hatten, sehr bedrückt & melancholisch gewesen sein soll, weil er nicht begreifen hatte können, was mit Frau del N. los gewesen war. Dauernd hatte sie ihm vorgegaukelt, sie hätte leider keine Zeit, Uni, Eltern, Freundinnen & so… Vielleicht domani, hatte sie ihn vertröstet, oder gar doppo domani. Naja. Am letzten Tag habe ich schließlich meine Finger von der liebreizenden, aber doch vom Temperament her sehr anspruchsvollen Lucia gelassen, wie das übrigens auch von Wünsch so eingeplant gewesen war. Radinger war also doch noch, wie man so sagt, zum Schuss gekommen. Der Film „Kamera stiehlt Seele“, den Wolfi Bauer damals inszenieren hätte sollen, wurde nie gedreht. Außer in den Köpfen Martin Radingers & Ernst Wünschs. Ob Radinger Lucia del N. jemals wiedergesehen hat, entzieht sich leider meiner Kenntnis.

In diesem Sinne meine innigsten Bunkergrüße an das verdienstvolle Geburtstagskind!
Viva Martino!

Ernst Wünsch schließt sich den Grüßen an.

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