Freitag, 26. November 2010

Trams...

...heißt eine Schiffsanlegestelle am nördlichen Ufer der Aach. Zwischen Trams und Aachbrück, dem früheren Finstern, verkehrte bis in die 1980er-Jahre ein Fährschiff im Tag-und-Nacht-Betrieb. Im Zuge der allmählichen Austrocknung der Aach musste der Fährbetrieb allerdings eingestellt werden. Mittlerweile ist die Aach in diesem Bereich vollständig verlandet und Trams zur trostlosen Einöde verkommen. Der Name lässt sich aus dem lateinischen trans terram ableiten, was soviel wie jenseits der Welt bedeutet. Das gegenüberliegende Aachbrück hatte von den alten Römern den bezeichnenden Namen finis terrae, also Ende der Welt, erhalten. Im Lauf der Jahrhunderte war dann aus trans terram Trams und aus finis terrae Finstern geworden, bis es in der NS-Zeit in Aachbrück umgetauft worden war, wie es heute noch offiziell heißt. Die von den Nazis bemühte Umbenennung von Trams in Neuland hingegen hatte sich nie durchsetzen können.
Seit dem ersten nachchristlichen Jahrhundert war Finstern als römische Grenzbefestigung gegen die Kelten und Germanen im Norden errichtet worden. Geplant war sogar der Bau einer Brücke von Finstern nach Trams gewesen, der auch tatsächlich begonnen, aber nie vollendet worden war. Die römischen Legionen hatten Lentia und Vindobona dem klimatisch extrem unwirtlichen Finstern schließlich vorgezogen. Im sogenannten III.Reich hatten die Nazis das Brückenprojekt wieder aufgenommen. Mehrere aus dem verlandeten Aachbett ragende Brückenpfeiler auf altrömischen Fundamenten, mit Gesteinsbrocken aus dem KZ Mauthausen aufgebaut, legen heute noch Zeugnis für dieses Scheitern ab.
Insbesondere während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren die Aachauen um Finstern ein gern besuchtes Erholungsgebiet gewesen. Das "Strombad Finstern" hatte sogar international einen guten Ruf genossen. Der Tourismus florierte, der Fährbetrieb war mehr als ausgelastet. Ab 1960 gab es dann einen Konjunktureinbruch. Auch veränderte der Kraftwerksbau in Oberaach, 90 km aachaufwärts, den Flusslauf und beeinträchtigte den Fährbetrieb. Die Touristen blieben aus, die Bevölkerung wanderte ab. Heute ist Aachbrück eine Geisterstadt. Nur der alte Fährmann lebt noch hier, betreibt eine Jausenstation, in die sich kaum jemals ein Gast verirrt, und wartet auf die Sintflut. Das Fährschiff "Fini" steht aufgebockt im Trockendock.
Zu unverhoffter Popularität verhilft Aachbrück gerade der österreichische Schriftsteller Ernst Wünsch, der seit Sommer 2010 an einem Roman mit dem Titel "Finstern" schreibt, den er Mitte 2011 zu veröffentlichen gedenkt.
Der commodore.of.the.bunker blickt ihm dabei kritisch über die Schultern. Manchmal tätschelt er sie ihm auch aufmunternd.

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